Carport, Garage oder…? Auto-Schlafplätze im Vergleich

Carport oder Garage

Wer ein eigenes Haus besitzt, denkt früher oder später auch über ein Dach über dem Kopf des Autos nach. Doch welche Form ist für wen die beste?

Wer lange Jahre auf der Straßen parken musste, der kennt es nur zu gut – im Frühling ist das Auto mit Blütenstaub verklebt, im Sommer hat der Innenraum beste Backofen-Temperatur, im Herbst liegen nasse Blätter auf sämtlichen Öffnungen und selbst wenn es im Winter nicht schneien sollte, müssen nach frostigen Nächten dennoch als erste tägliche Amtshandlung die Scheiben freigekratzt werden. Kein Wunder also, dass für die meisten Häuslebauer und –besitzer ein Unterstand fürs Auto fest im Budget eingeplant wird. Doch welche Form soll es sein? Denn von Carport bis Deluxe-Architektengarage gibt es  eine Vielzahl an Möglichkeiten mit einigen Vor- und Nachteilen. 

Einfach nur parken?

Carport mit Solardach
Schon wer ernsthaft mit dem Gedanken spielt, ein E-Auto anzuschaffen, sollte das bei der Garagenplanung wegen der Stromversorgung berücksichtigen.

Welche Garage es sein soll hängt zwar bei vielen vom Budget ab, jedoch sollten die eigentlichen Impulse daraus hervorgehen, was man genau haben möchte:

  • Einfach nur einen Wetterschutz?
  • Zusätzlicher Schutz vor Diebstahl?
  • Lagerfläche für auto-relevante Teile wie Reifen und Werkzeug?
  • Angeschlossene Heim-Werkstatt und Partyraum?

Dabei kann man jedem nur empfehlen, sich nicht angesichts des Portemonnaies zu sehr einzuschränken, da dies im Nachhinein bereut werden kann. Außerdem sollte auch ein wenig in zukunftsorientiert gedacht werden. Was ist, wenn dereinst im Carport ein Elektroauto stehen soll, kann es dort aufgeladen werden? Wird die Normgarage auch für die immer breiter werdenden Fahrzeuge der Zukunft ausreichen? Wäre es nicht schön, einen Raum zu haben, in dem man auch mal feiern kann? Natürlich muss jeder solche Fragen für sich beantworten.

Rechtliches zu Carports und Garagen

Grenzbebauung Garage
Im Gegensatz zum Haus darf die Garage direkt an der Grenze stehen – solange keine Fenster zum Nachbarsgrundstück zeigen.

Ein weiterer (ge-)wichtiger Aspekt ist die rechtliche Seite der Stellplatz-Überbauung – denn auch hier hat Vater Staat einiges mitzureden. Es beginnt mit dem Bebauungsplan – dieser reguliert nicht nur die Eckdaten des Hauses, sondern auch von Anbauten – zu denen jede Form von Stellplatz-Überdachung dazugehört. Eine gute Nachricht gibt es allerdings. Eine Garage darf direkt an die Grenze gebaut werden – mit gewissen Einschränkungen. So darf die Seite, die ans Nachbargrundstück grenzt, nicht länger als 9 Meter sein und die Gesamtlänge aller Grenz-Seiten nicht über 15 Meter liegen.

Natürlich gehört auch praktisch jede Form von Überdachung zu den Konstruktionen, die eine Baugenehmigung benötigen. Sofern Carport, Garage und Co. nicht höher als drei Meter sind und die Fläche bei maximal 40 Quadratmetern liegt, ist das in den meisten Bundesländern möglich, ohne beim Bauamt eine Erlaubnis einzuholen. Schwieriger wird es, wenn die Garage größer und/oder höher wird oder andere Elemente eingefügt werden – wer beispielsweise plant, das Dach, der direkt am Haus errichteten Garage zur Dachterrasse umzufunktionieren, benötigt in jedem Fall eine Genehmigung. Aus diesem Grund sollten Planer für jegliche Form beim Bauamt anfragen – nur um auf der sicheren Seite zu stehen. 

Carport

Carport
Ein paar Balken, Querlattung und eine Bedeckung aus Plexiglas-Platten – einen solchen Einfach-Carport bekommen Heimwerker auch in Eigenregie hin.

Schnell, einfach günstig – so könnte man Carports umschreiben. Und genau aus diesen Gründen ist der „Autohafen“ bei den Deutschen heißbegehrt. Es fängt damit an, dass selbst große, genehmigungspflichtige Carports in den meisten Bundesländern viel eher einen behördlichen Segen bekommen als ihre massiv gebauten Verwandten.

Das liegt daran, dass ein Carport in der Regel nicht mehr ist, als ein Dach mit Stützen – und genau das ist bereits in vielerlei Hinsicht ein Vorteil:

  • Es müssen keine aufwändigen Fundamente gegossen werden, sondern nur kleine für die jeweiligen Stützbalken
  • Die offene Bauweise ist architektonisch weniger störend
  • Der Carport kann bei „Familienzuwachs“ vergleichsweise einfach erweitert werden
  • Es sind keinerlei langwierigen und teuren Verputz- und sonstigen Handwerkerarbeiten vonnöten
  • Praktisch jeder Baumarkt hält unzählige Varianten vorrätig

Gerade weil der Carport nach allen Seiten offen ist, hat das auch einen Vorteil für den Werterhalt des Fahrzeugs. Wo jederzeit Luft strömen kann, verdunstet Wasser im Nu – wer abends ein regennasses Auto unter den Carport stellt, muss sich keine Sorgen machen, dass am nächsten Morgen noch Tropfen die Karosserie verunzieren. Sparen lässt sich damit zudem auch, denn viele Versicherungen würdigen zumindest die Tatsache, dass durch den Carport das Auto vor Witterungseinflüssen geschützt ist.

Rechnet man dann noch die Tatsache hinzu, dass eine solche Konstruktion aufgrund ihrer Einfachheit auch von Heimwerkern errichtet werden und bei Bedarf rundherum mit einem Wetterschutz ausgestattet werden kann, gibt es eigentlich keinen Grund, den Carport abzulehnen, oder? Ganz so einfach sieht es nicht aus, denn wo keine Wände, da auch kein Schutz – Diebe, Vandalen, Tiere können das Auto ungehindert erreichen. Und wer einen Platz möchte, in dem er Winterreifen, Werkzeug und vielleicht auch Gartengeräte und Topfpflanzen frostsicher verwahren will, wird mit dem Carport auch nicht glücklich. 

Normgarage

Normgaragen
Fundament gießen, anliefern, aufstellen Fertig. Die Normgarage ist die mit Abstand schnellste Variante – aber auch recht eingeengt

Früher kannte man Normgaragen ausschließlich als Schuhkartonförmige Betonwürfel – diese Normgaragen gibt es auch heute noch. Und dazu eine ganze Bandbreite an Fertiggaragen, die einen weniger kubistischen Touch versprühen. Doch der Reihe nach.

Die einfache Normgarage wird auch heute noch gerne genommen, denn auch sie hat ein vereinfachtes Genehmigungsverfahren und kostet je nach Modell nicht mehr als ein aufwändiger Carport. Und es gibt praktisch keine Aufstellungszeit – die Garage wird per LKW angeliefert und auf das Fundament gestellt. Womit wir auch bereits beim ersten Nachteil wären, denn allein um Einsacken zu verhindern, wird man um einen solchen befestigten Untergrund nicht umhin kommen.

Dann aber hat man eine feste, abschließbare Garage – mit allen Vorteilen für den Schutz des Fahrzeugs und sich daraus ergebenden Versicherungseinsparungen. Bloß ist die Normgarage eben sehr „kompakt“. Viel mehr als ein Auto passt dort nicht hinein und je nach Abmessungen wird es schon schwierig, komfortabel auszusteigen. Manche Anbieter offerieren zwar etwas längere oder breitere Normgaragen, diese kosten dann jedoch auch mehr. Kommt noch hinzu, dass das Design sich neben einem Haus, das nicht gerade nach den Regeln des Kubismus gebaut wurde, optisch nicht sonderlich gut integriert.

Fertiggarage

Fertiggarage / Fertigteilgarage
Kataloggaragen müssen nicht zwangsläufig bieder wirken – sie werden nur wie Fertighäuser in Segmenten vorgefertigt und vor Ort zusammengesetzt.

Aus diesen Gründen greifen Hausbesitzer, die mehr wollen, zur etwas freieren Fertiggarage. Im Gegensatz zur Normgarage bietet hier jeder Hersteller praktisch etwas anderes an, sodass man allein schon auf Seiten des Designs wesentlich mehr Auswahlmöglichkeiten hat. Die Vorteile sind praktisch dieselben wie bei der Normgarage – einfache Auswahl, Anlieferung, Aufbau und die Garage steht.

Zudem ist auch die Materialwahl freier – man ist nicht nur auf Beton angewiesen, sondern kann heute bei manchen Firmen auch aus diversen Holzsorten wählen. Zusammen mit der Möglichkeit, hier Modelle auszusuchen, deren Größe es auch ermöglicht, darin sämtliche Utensilien eines mit Garten versehenen Hauses unterzubringen, sind Fertiggaragen eine sehr gute Wahl – und deshalb bei vielen Hausbesitzer auch begehrt.

Eines können diese Modelle in der Regel jedoch nicht – weitere Räume zur Verfügung stellen. Werkstätten, vielleicht eine Terrasse oder auch nur zusätzliche Fenster bieten die meisten Katalogmodelle nicht als Option an – ähnlich wie beim Architektenhaus gibt es deshalb auch bei der Garage nur eine Variante für alle, die maximale Freiheit benötigen:

Die frei geplante und gebaute Garage

Frei geplante Garagen
Platz fürs Auto, Werkzeug, alles andere und dabei im Design voll ans Haus angepasst – das bieten nur frei geplante Garagen

Eine Tür, die die Garage mit dem Haus verbindet? Eine sichtgeschützte Dachterrasse? Ein kleiner Hobbyraum im ersten Stock? Oder doch lieber eine vollausgestattete Werkstatt, in der der Heimwerker nicht nur arbeiten, sondern bei Bedarf auch noch Feiern veranstalten kann? Wie wäre es mit einem frostgeschützten Überwinterungsraum für Oleander, Palme und Co?

Wer solche Wünsche für seine Garage hegt, der muss auf die frei gebauten Modelle setzen, denn hier ist theoretisch alles möglich. Theoretisch deshalb, weil diese Freiheit eben je nach Größe auch durch ein ganz normales Baugenehmigungsverfahren erkauft werden muss – und das erlaubt eben je nach Bundesland und Lage auf dem Grundstück nicht alle Details, die der Bauherr wünscht.

Und natürlich ist bei einer solchen Garage auch das beim Carport so einfache Selberbauen nahezu ausgeschlossen – hier braucht es nicht nur Maurer, Elektriker und Dachdecker, sondern, weil es sich ja um ein kleines Haus für sich handelt, auch zumindest einen Statiker, der die Stabilität des Entwurfs prüft – ein sogenannter Standsicherheitsnachweis ist hier das Minimum.

Hinzu kommt, dass man alle Einzelteile selbst aussuchen muss:

  • Fenster
  • Elektroinstallation
  • Beleuchtung
  • Tore und Türen
  • Torantriebe
  • Putz & Wandfarbe
  • Dachbedeckung

Über das alles muss sich der Bauherr selbst Gedanken machen – und natürlich auch, wie er die Frisch- und Abwasserleitungen haben will. Denn eine solche frei geplante Garage ohne zumindest ein Waschbecken zu planen, wäre geradezu fahrlässig.

Doch für wen das alles kein Hindernis ist, der bekommt mit dieser Variante eine Garage, die sehr viel mehr sein kann, als nur ein Ort, an dem das Auto steht – natürlich zu einem gewissen Preis, denn Abweichungen von der Grundausstattung kosten nicht nur beim Neuwagen Geld, sondern auch seinem Schlafplatz. 

Fazit zu Garage oder Carport

Wer nun einen präzisen Ratschlag für seine Garage erwartet, der wird leider enttäuscht. Denn die perfekte Garage für alle gibt es so wenig wie das perfekte Haus für alle. Eine Garage ist immer die Summe der Anforderungen, die an sie gestellt werden – jeder Vorschlag kann daher nur ein Näherungswert sein. Wer einfach nur einen Unterstellplatz sucht und maximal auf die Kosten achtet, wird sicherlich mit dem Carport am glücklichsten werden. Doch sobald es sich schon um einen Autobesitzer handelt, der mit Mardern oder Vandalismus schlechte Erfahrungen gemacht hat, lohnt es sich eher, auf abschließbare Norm- und Fertiggaragen zu setzen. Und für alle leidenschaftsvollen Heimwerker, Hobbygärtner und Autoschrauber, die sich vollends entfalten möchten und für die ihre Garage mehr ist, als nur ein Aufbewahrungsort fürs Auto, muss die Losung lauten „Frei geplant und sonst nichts“ – jede andere Möglichkeit würde diese Klientel auf Dauer nicht befriedigen.  

Hinweis für Ihre Kostenaufstellung bei Neubauten:

Die Kosten für ein Carport oder eine Garage zählen bei Ihrer Baukostenzusammenstellung in die Kosten der Außenanlage (Abschnitt 4) nach DIN276 zu "Gartenanlage - Massive Baumaßnahmen".
In den meisten Kostenaufstellung werden diese Kosten in den Baunebenkosten geführt.



Bildquellen:
1) fotolia.com © schulzfoto
2) fotolia.com © arsdigital
3) fotolia.com © schulzfoto
4) fotolia.com © Ralf Geithe
5) fotolia.com © eyecat
6) fotolia.com © Jasmin Merdan
7) fotolia.com © mariesache

 

Hauskataloge mit Grundrisse bestellen