Für Häuslebauer: Das Ausstattungs-Pro und Contra

Extras beim Hausbau - Kosten

Ein neues Haus ist wie ein Auto: Wenn man will, kann man den Preis durch diverse Extras spielend in die Höhe treiben. Doch was braucht man eigentlich tatsächlich?

Etwas unschlüssig steht die junge Familie auf dem unbebauten Grundstück, das in knapp einem Jahr schon ihre Adresse sein wird: „Brauchen wir denn wirklich einen Keller“ fragt der Vater und überschlägt im Kopf den Preis fürs Ausschachten und Ausmauern. „Ja willst Du deine Gitarren alle in der Küche unterbringen?“ fragt seine Frau nicht zu unrecht. Die meisten Häuslebauer dürften sich in solchen Diskussionen wiedererkennen. Immer geht es um das alte Abwägen zwischen Kosten und Nutzen. Der folgende Artikel will dabei ein wenig unter die Arme greifen und nimmt dazu einige Trends unter die Lupe und bewertet, wie notwendig sie wirklich sind. 

Der Keller

Kellerkosten beim Hausbau
35% mehr Wohnraum für 30000 Euro Mehrkosten. Billiger geht es nicht, deshalb sollte nicht auf den Keller verzichtet werden.

Es ist ein Trend, der in den vergangenen Jahren immer mehr an Bedeutung gewann: das Weglassen des Kellers. Viele Hausbauer versprechen sich dadurch viel Kostenersparnis frei nach dem Motto „die Wäsche kann im Hauswirtschaftsraum neben der Küche gewaschen werden“. Dabei vergessen die meisten jedoch, dass der Keller mehr ist, als eine Art „unterirdischer Waschküche“. Er kann auf vielfältige Weise genutzt werden:

  • Zusätzlicher Wohnraum
  • Arbeitsraum
  • Partyraum
  • Lagerraum für Lebensmittel
  • Hobbyraum

Und letztlich ist ein Keller eben auch eine gehörige, dämmende „Zwischenschicht“ zwischen dem Erdreich und dem Wohnbereich – in Zahlen ausgedrückt erhöht das Untergeschoss die Nutzfläche des Hauses um satte 35 Prozent! Und das zu einem vergleichsweise geringen Preis. Denn ob Keller oder nicht, für die Erdarbeiten samt Bodenplatte sind so oder so rund 20.000,- Euro zu bezahlen. Für etwa weitere 30.000,- gibt es einen vollkommen ausgebauten Keller – kein normales Stockwerk lässt sich für eine so geringe Summe bauen. Und wer dann noch den „Joker“ zieht, lässt den Keller über eine zweite Tür mit dem Außenbereich verbinden. Dann nämlich wird das Untergeschoss zu dem Lagerraum für sämtliche „Draußen-Utensilien“ schlechthin, für die man sonst in der Garage Platz schaffen oder gleich ein teures Gartenhäuschen bauen müsste.

Ohne Keller zu bauen, ist zwar attraktiv und en Vogue, tatsächlich aber nur kurzfristig auf Sparen angelegtes Denken. Denn der zusätzliche Raum macht sich immer bezahlt – spätestens falls man ins Auge fasst, das Haus zu veräußern. 

Die Badewanne

Badewanne im Haus
Auch wenn eine Wanne Platz wegnimmt, gibt es genug Situationen, in denen sie unschätzbaren Mehrwert liefert.

Kaum ein Umwelt- oder Sparratgeber kommt ohne einen grundlegenden Hinweis aus: Duschen ist besser als Baden. Von wegen Wasser- und Energieverbrauch und damit natürlich auch für die laufenden Kosten des Hauses. Und getreu diesem Motto stellen sich nicht wenige Hausbauer die ernsthafte Frage, ob sie überhaupt die vierstelligen Summen, die für eine Badewanne zu berappen sind, ausgeben sollten. Denn, viele, vor allem junge Menschen, baden, wenn es hoch kommt, keine fünf Mal pro Jahr.

Allerdings denken auch hier wieder viele zu kurzfristig. Natürlich kann man jetzt auf die Badewanne verzichten und sich stattdessen eher eine XXL-Dusche mit allen Schikanen einbauen lassen – das wäre unterm Strich wahrscheinlich immer noch billiger. Aber: Was, wenn einen mal eine richtig dicke Grippe erwischt? Worin will man dann ein heißes Erkältungsbad genießen? Und was, wenn einen mal gewisse Zipperlein plagen, etwa im Rücken? Immerhin ist ein heißes Bad der beste Muskelschmerz-Killer überhaupt - und Muskelschmerzen wird man in den arbeitsreichen ersten Jahren nach dem Hausbau zuhauf bekommen. Und letztendlich ist die Badewanne auch die schnellste und komfortabelste Möglichkeit, Kids sauberzubekommen, die zu klein für die Babywanne sind, aber noch nicht groß genug, um sich selbst zu duschen. Nein, die Badewanne ist vielleicht nur ein selten benutzter Luxus, doch wenn man sie wirklich braucht, gibt es keine Alternative. Daher sollte sie dabei sein. 

Die Komfort-Verkabelung

WLAN und Netzwerkverkabelung im Haus
Niemand würde einen Tablet-PC per Kabel mit dem Web verbinden. Warum sollte man das also beim Smart-Home tun?

Musik, Internet, Fernsehen – und ein ganzer Berg von Komfort-Features angefangen bei der Lichtsteuerung noch dazu. Für eine solche Bandbreite empfiehlt der Elektroinstallateur heute auch noch das Verlegen und Verkabeln von sogenannten BUS-Systemen. Das sind kabelgestützte Computersysteme, die jeden Raum miteinander verbinden und nach entsprechender Programmierung Daten übertragen oder Dinge steuern können.

Natürlich empfiehlt der Elektriker so etwas – denn die Kabelsysteme sichern ihm mehr Auftragsvolumen fürs Verlegen und auch das komplizierte Programmieren. Mal eben etwas hinzufügen? Da muss der Fachmann ran, auch in zehn, fünfzehn Jahren noch und man bezahlt jedes Mal Fachmann-Preise. Nein, bei der Verkabelung kann man sich heute getrost mit dem zufriedengeben, was der Gesetzgeber als Mindeststandard für die Räume vorschreibt. Denn alle Elemente der zeitgenössischen Haussteuerung – angefangen von der Heizungssteuerung bis zu Überwachungskameras und Entertainmentsystemen – können heute bequem per Funk agieren. Für Hausbauer hat das alleine schon den kostensparenden Vorteil, dass nicht noch mehr Kabel verlegt werden müssen. Vor allem aber ermöglichen diese Systeme maximale Flexibilität: Sie lassen sich auch von Laien einstellen und vor allem erweitern, ohne dass man den Elektriker rufen muss. Möglich macht das die Tatsache, dass sie entweder über dedizierte Funkstandards miteinander kommunizieren, oder per WLAN oder Bluetooth.

Die Zeit der kabelgebundenen Systeme neigt sich dem Ende entgegen und ein modernes Haus muss auf kein „smartes“ Feature verzichten, wenn in den Wänden keine Kilometer an BUS-Leitungen liegen. Diese Mehrausgabe kann man sich tatsächlich sparen, denn Funk ist definitiv die Zukunft. 

Allerdings sollte dennoch in jedem Raum mindestens eine normale Netzwerkdose enden, die im Hausanschlussraum zusammengeführt werden. So kann auch bei schlechterem WLAN Empfang eine solide Versorgung in jedem Raum sichergestellt werden.

Offene Küche

Offene Küche
Offene Küchen sehen im Katalog fraglos klasse aus. Im Alltag haben sie jedoch unzählige Nachteile, die sie extrem unpraktisch machen.

Vor allem im Fertighaus-Bereich werden heute häufig Häuser angeboten, in denen zwischen Küche und den restlichen Wohnräumen keine wirkliche Abtrennung vorhanden ist. Die Vorteile liegen dabei auf der Hand:  

  • Freiere Raumgestaltung
  • Optische Vergrößerung
  • Bessere soziale Interaktion

Dann aber geht es Schlag auf Schlag: Denn egal wie leistungsfähig die Küchenabsauganlage ist, die offene Bauweise wird mit absoluter Sicherheit dazu führen, dass sich die unvermeidbaren Dünste und Gerüche des Kochens im schlimmsten Fall im ganzen Haus ungehindert ausbreiten können. Bacon am Sonntagmorgen? Den riecht man auch mittwochs noch in der Couch.

Ausbreiten ist auch ein weiteres Stichwort, denn beim Kochen entsteht naturgemäß viel Wasserdampf – der verteilt sich ebenso frei in den restlichen Räumen. Gerade in modernen Häusern, die ob der kurzen Bauphase häufig mit Feuchtigkeitsproblemen durch nicht ausreichend verdunstetes Bauwasser zu kämpfen haben, verstärkt das vorhandene Probleme noch.

Überdies gehört es eigentlich zum modernen Energiesparen, dass in allen Räumen unterschiedliche Temperaturen herrschen – in der Küche 18 und im Wohnbereich 20-21°C. Unmöglich einzuhalten, wenn beides ein und derselbe Raum ist. Und dann sollte bedacht werden, dass man vielleicht auch mal Gäste haben wird. Will man wirklich, während man für diese kocht, wissen, dass jeder Handgriff, jeder klappernde Kochtopf für die Anwesenden unüberseh- und hörbar ist?

All diese Punkte sollten wohl überlegt sein und in die Überlegungen Pro und Contra einer offenen Küche einfließen. 

Waagerecht unterteilte Fenster

Waagerecht unterteilte Fenster
Lüften, ohne die Fensterbank leerräumen zu müssen. Das geht nur mit Unterlichtern, den vielleicht praktischsten Fenstern im Hausbau.

Der letzte Punkt ist klein und wird deshalb oft ignoriert, ist aber im Alltag einfach nur genial. Und zwar Fenster, die aus einem unbeweglichen unteren Teil, und den sich normal öffnenden oberen Teilen bestehen, sogenannte Unterlichter. Denn: Auf jeder Fensterbank landen früher oder später die üblichen Elemente. Seien es Blumen, Kerzenhalter oder die Weihnachtsdeko.

Im modernen Haushalt sollte täglich stoßgelüftet werden – und zwar bei weit aufgerissenen Fenstern. Muss man dazu erst die Fensterbänke frei räumen, wird das eine ziemlich nervige Angelegenheit. Mit den geteilten Fenstern jedoch wird es spielend leicht – zumal der Mehrpreis zu klassischen Fenstern wirklich zu vernachlässigen ist.

Gerade in der Küche sind diese Fenster ein wahrer Segen. Wenn die Spüle direkt unter dem Fenster ist, eine sehr häufige Kombination, schafft man auf diese Weise Raum für den Wasserhahn und ein frei zu öffnendes Fenster.

 

 

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