Niedrigzinsen verlocken zum Hausbau
Der Wunsch nach einem Haus ist bei den derzeit niedrigen Zinsen für viele Menschen in greifbare Nähe gerückt. Es gibt jedoch einiges zu bedenken und zu beachten, bevor der Traum zum Albtraum wird.

Mit Zinsangeboten von unter 2% werben Banken für den Erwerb eines Eigenheims. Zeit zum Handeln?
Das geringe Zinsniveau hat Vorteile, aber eben auch Nachteile. Als Erstes steht natürlich eine einmalig geringe Belastung aus den Zinsen im Raum. Häufig wird über die Freude der geringen monatlichen Kosten vergessen, dass auch andere Zeiten folgen können. Denn wenn die Zinsen nach der Zinsfestschreibung wieder steigen, kann es für viele Immobilienkäufer zu einem unschönen Erwachen kommen. Die nachfolgenden Tipps sollen Sie zum Nachdenken anregen.
Vorsorgen für steigende Zinsen
Es gibt zwei gängige Wege sich vor der höheren Belastung in späteren Zinsphasen ein wenig zu schützen. In erster Linie sollte in jedem Fall die anfängliche Tilgung in der Niedrigzinsphase möglichst hoch gewählt werden. Zum Anderen kann über sogenannte Forward-Darlehen ein heute günstiger Zins für morgen gesichert werden. Aber Achtung: Foward-Darlehen gibt es in der Regel nur für 60 Monate in der Zukunft und es verursacht zusätzliche Kosten. Bei einem Forward-Darlehen müssen Sie also genau rechnen und Sie gehen eine Wette gegen stark steigende Zinsen ein. Solch ein Forward Darlehen ist also eher geeignet, wenn Ihre schon bestehende Finanzierung in nächster Zeit ausläuft, und Sie sich schon jetzt die aktuellen Zinsen mit einem geringen Aufschlag sichern möchten.
Nutzen Sie Ihre Zinsersparnis zum Tilgen
Theoretisch kann man eine Finanzierung mit einer anfänglichen Tilgung von einem Prozent (1%) vereinbaren. Die getilgte Summe nach 10 Jahren ist aber so gering – ca. 12% des ursprünglichen Darlehensbetrages – dass eigentlich noch immer die gesamte Schuld verblieben ist. Denn die niedrigen Zinsen haben auch einen, zumindest mathematischen Nachteil: Die Tilgung steigt nicht so stark an, wie mit höheren Zinsen. Versuchen Sie also die Tilgung bereits am Anfang so hoch wie möglich zu vereinbaren. 2,5 – 3% sind bei den aktuellen Zinsen durchaus darstellbar. So gewöhnen Sie sich auch gleich an eine entsprechende Belastung, wenn Sie Ihre Finanzierung in 10 Jahren mit höheren Zinsen fortführen müssen.
Achten Sie auf Ihren finanziellen Spielraum
Lassen sie sich nicht dazu hinreißen, Ihren finanziellen Spielraum völlig auszureizen. Hier kommt es darauf an, realistisch zu bleiben. Ein Haus zu kaufen verursacht Kosten. Auch viele Kosten, an die man vor dem Bau nicht denkt. Wer bereits mit den Zinsbelastungen für den reinen Bau am Limit seiner finanziellen Möglichkeiten fährt, kann schnell unangenehm aufwachen, wenn plötzlich unerwartete Rechnungen ins frisch bezogene Haus flattern. Bauen Sie ein Sicherheitspolster für überraschende Kosten ein. Denn auch eine Waschmaschine, die heute noch tadellos funktioniert, erreicht leider irgendwann ihr Lebensende.
Also lieber kein eigenes Haus?
Doch! Wenn Sie ein Haus bauen wollen, dann jetzt! Wenn Sie Ihre Kosten und Ihr Budget gut im Auge behalten und wenn Sie darüber nachdenken, was nach den derzeit günstigen Zinsen kommen kann.
Der Zeitpunkt ist im wahrsten Sinne des Wortes günstig.
Dinge, die Sie beachten sollten:
- Vereinbaren Sie eine hohe anfängliche Tilgung
- Überlegen Sie eine lange Zinsfestschreibung zu nehmen
- Achten Sie auf Ihren finanziellen Spielraum
- Können Sie die Belastung auch in 10Jahren mit dem doppelten Zinssatz tragen?
- Bauen Sie ein monatliches Sicherheitspolster ein
Über den Autor
Sebastian Wolff ist gelernter Bankkaufmann und seit über 20 Jahren in der Finanz- und Baubranche aktiv. Über verschiedene Stationen kam er in zum Marketing und zur Kalkulation von Bauprojekten.
Neben seiner eigentlichen Tätigkeit schreibt er auf verschiedenen Internetseiten über Immobilien, Finanz- und Versicherungsthemen.
Sebastian Wolff lebt mit seiner Familie in der Nähe von Berlin und reist regelmäßig beruflich durch Deutschland.